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Systematische Krisenprävention: Die Gasmangellage und was sich im kommenden Winter als noch viel kritischer erweisen könnte

Grundlagen

Der nächste Winter naht und uns alle beschäftigt die Unsicherheit, ob die Gas-Vorräte und die laufenden Lieferungen ausreichen werden, um die kalte Jahreszeit ohne gravierende Einschränkungen zu überstehen. Wirklich seriös kann das heute niemand beantworten. Drei Dinge kommen jedoch sicher auf jeden von uns zu:

  1. Das Risiko, dass es für einzelne Unternehmen zu Versorgungsunterbrechungen kommt, ist sehr hoch.
  2. Energie ist extrem teuer geworden; weitere kräftige Preisanstiege sind zu erwarten.
  3. Der Winter 2023/24 wird noch kritischer, da am Ende des jetzigen Winters die Speicher weitgehend leer sein werden, die Wiederbefüllung also von einem niedrigeren Niveau als in diesem Jahr startet.

Verantwortungsbewusste Unternehmenslenker haben deshalb bereits begonnen, Energie-Sparmaßnahmen auf breiter Front zu initiieren und insbesondere den Verbrauch von Gas, wo immer möglich, zu reduzieren.

Die Schwierigkeit hierbei: Niemand kann sicher sagen, ob dies reichen wird. Allein in einer 100.000-Einwohner Stadt in Deutschland ist für den Fall einer Gas-Mangellage die Gas-Abschaltung von 40 Unternehmen vorgesehen, die als Großverbraucher eingestuft wurden. Auf Deutschland hochgerechnet entspricht dies 33.000 Unternehmen! Was machen Sie, wenn Ihre eigenes dazu zählt? Sind Sie wirklich darauf vorbereitet, über Monate hinweg gar kein Gas mehr zu bekommen?

Und es kommt möglicherweise noch schlimmer!

Denn das Risiko von Unterbrechungen der Gasversorgung ist nur die Spitze des Eisberges: Allein im ersten Halbjahr wurden in Deutschland 600.000 strombetriebene Heizlüfter verkauft. Das entspricht einer elektrischen Leistung von 1.200 MW – soviel wie ein modernes Groß-Kraftwerk erzeugt. Und das waren nur die Verkäufe des ersten Halbjahres. Hinzu kommen dann noch strombetriebene Radiatoren, die ebenfalls in großer Zahl angeschafft wurden. Diese zusätzlichen Verbraucher werden im Winter die ohnehin schon an der Grenze ihrer Stabilität arbeitenden Strom-Netze belasten. Wenn dann  die Gaskraftwerke, die für die schnelle Lastregelung in den Netzen vorgesehen sind, nicht (oder nur eingeschränkt) zur Verfügung stehen, dann drohen großflächige, langanhaltende Stromausfälle. 

Wie gut ist Ihr Unternehmen auf eine solche Situation vorbereitet? Wie reagieren Sie im Fall der Fälle, wenn alles stillsteht, nicht nur die Produktion? Wie kommunizieren Sie mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten? Wie stellen Sie sicher, dass Sicherheitseinrichtungen, die Ihr Unternehmen vor Brand, Einbruch, oder Störfällen schützen sollen auch bei einem längeren Stromausfall ihre Schutzfunktion behalten? Wie gewährleisten Sie, dass empfindliche Lagerbestände oder Produktionseinrichtungen auch ohne öffentliches Stromnetz zuverlässig beheizt oder gekühlt werden, um weitere Folgeschäden zu vermeiden?

Eine Woche Stromausfall bedeutet eine Woche Betriebs-Unterbrechung, also verlieren Sie mindestens 2% Ihres Jahresumsatzes. Hinzu kommen oftmals weit höhere Schäden durch Kunden, die zu Ihren ggf. nicht betroffenen Wettbewerbern wechseln. Und, vielleicht am schlimmsten: es leidet Ihre Reputation als professioneller und verlässlicher Partner.

Systematische Krisenprävention kann Krisen nicht verhindern, aber Ihr Unternehmen widerstandsfähiger machen und Ihre Reaktionsfähigkeit und Ihre Handlungsspielräume in der Krise entscheidend verbessern.

Lesen Sie in den nächsten Beiträgen, wie Sie Ihr Unternehmen Schritt für Schritt zielgerichtet vorbereiten.

06.09.2022

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